KULTURSCHULE
UNSERE LEITLINIEN
Auf seinem Weg zur Kulturschule orientiert sich das Reuchlin-Gymnasium an den folgenden 11 Leitlinien.
Die ersten sechs gelten so für alle neun Schulen in Bayern, die an diesem Pilotprojekt beteiligt sind. Die weiteren fünf haben wir uns individuell für unsere Schulgemeinschaft so gesetzt.
Leitlinien der Kulturschulen in Bayern
1. KULTURBEGRIFF
Die KULTURSCHULE definiert sich über einen erweiterten Kulturbegriff, bei dem die Künste im Mittelpunkt stehen, aber auch eine kulturelle Vielfalt miteinbezogen wird.
2. STRUKTURELLE VERANKERUNG
Alle werden in der Entwicklung zur KULTURSCHULE einbezogen: Schülerschaft, Lehrkräfte, Schulleitung, Eltern, Kooperationpartner/innen. Die Zusammenarbeit erfolgt auf Augenhöhe und bildet sich in Arbeits- und Steuergruppen ab. Die Verankerung wird ebenfalls über ästhetische Zugangsweisen in allen Fächern als auch personenunabhängig (Nachhaltigkeit) angestrebt.
3. KOOPERIEREN LERNEN
Die Zusammenarbeit in Tandems oder Teams aus Lehrkräften mit externen Expert(inn)en steht im Fokus jeder Kulturschule. Eine diesbezügliche Professionalisierung wird angestrebt.
4. KLARE ZIELSETZUNG
Die KULTURSCHULE definiert für sich einen „roten Faden“ – ein übergeordnetes Thema, eine Idee, eine Fragestellung oder ein Prinzip –, dem die verschiedenen Angebote an der Schule folgen.
5. KULTUR FÜR ALLE
Die KULTURSCHULE bietet jeder Schülerin / jedem Schüler die Möglichkeit, eigene Interessen und Stärken im Bereich Kunst und Kultur zu entdecken und weiterzuentwickeln. Die Angebote sind vielfältig und reichen von der Rezeption bis zum eigenständigen Gestalten. Eltern können auf vielfältige Weise partizipieren.
6. KULTUR WIRD IN DER SCHULE SICHTBAR UND NACH AUßEN GETRAGEN
Die KULTURSCHULE wird selbst zum Kulturort, an dem Kunst und Kultur sichtbar und erlebbar werden. Darüber hinaus wird die Region mit dem sozialen Umfeld, seinen Institutionen und Organisationen in den schulischen Alltag einbezogen. Kommunikationswege werden fest etabliert. Schule ist Kooperationspartner des Ortes und der Ort wird Unterstützer für Kultur an Schule.
Leitlinien des Reuchlin-Gymnasium
1. Das Reuchlin-Gymnasium pflegt einen weit gefassten Kulturbegriff und hält für seine Schülerinnen und Schüler methodisch sowie inhaltlich-didaktisch breit gefächerte kulturelle Angebote bereit. Die Schule ist in diesem Sinne offen für neue Themen, Sparten und Kooperationen.
2. Der vom/im Reuchlin-Gymnasium gelebte Kulturbegriff fordert und fördert den Einbezug und den Beitrag möglichst vieler Mitglieder der Schulgemeinschaft. Er ist ein entscheidender Beitrag zur Steuerung und Veränderung des Kommunikationsprozesses.
3. Im Zuge der Vermittlung von Kultureller Bildung, das heißt des Wahrnehmens und gestaltenden Erlebens von ästhetischen Erfahrungs- wie auch Handlungsfeldern, wird eine Öffnung der Schule als kultureller Raum und in kulturelle Räume angestrebt. Gleichzeitig nimmt man in der Öffentlichkeit das Reuchlin-Gymnasiumals „Kulturgemeinschaft“ und kulturellen Bildungspartner wahr.
4. Begünstigt und unterstützt wird dies dadurch, dass sich das Reuchlin-Gymnasium auch strukturell-konzeptionell öffnet: durch projektorientierte, fächerübergreifende sowie kreative Unterrichtsformen, welche ästhetisches Lernen und Handeln sowie auch Forschen und Ausprobieren ermöglichen (Entgrenzung ästhetischer Erfahrungen und Entgrenzung des Unterrichts). Somit werden nicht nur vermeintlich Wichtiges und ein Sich-Wiederfinden bildungsrelevant, sondern auch Fremdes, Irritierendes und ein ständiges Infrage-Stellen.
5. Das Reuchlin-Gymnasium schöpft die Potentiale aus, die Kulturelle Bildung für die Identifikation mit der eigenen Schule sowie die individuelle Schulentwicklung eröffnet: Die gesamte Schulgemeinschaft weiß um den Wert Kultureller Bildung und das Privileg, Teil einer Kulturschule zu sein.
„Die verborgenen Schätze zu heben, das ist schön, wenn das gelingt.“
Das Reuchlin-Gymnasium wird 1. Kulturgymnasium Bayerns
Über drei Jahre ist es inzwischen her, dass im Direktorat des Reuchlin-Gymnasiums das Telefon klingelte und das Kultusministerium am anderen Ende der Leitung war: Die Schule sei ausgewählt, ihr bereits bis nach München bekanntes künstlerisch-kulturelles Profil weiter zu schärfen und „Kulturschule in Bayern“ zu werden. Am 28. Oktober wurde nun im Saal X der Isarphilharmonie dieses Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen: Aus den Händen von Kultusminister Michael Piazolo nahm die Reuchlin-Delegation die Zertifizierungsurkunde sowie eine Plakette entgegen – mit einer Besonderheit: Unter den insgesamt neun ausgezeichneten Kulturschulen ist das Reuchlin das einzige bayerische Gymnasium, das im Moment diesen Titel tragen darf.
Schwarzlicht, Akzente in Neonfarben, raumfüllende Skulpturen und in Mikrofone gesprochene Assoziationen Stichwort „Kulturschule“, die die Kulturlotsinnen und -lotsen zuvor unter den Wartenden gesammelt hatten, ließen die Gäste sofort eintauchen in eine aufregende, künstlerisch aufgeladene Atmosphäre. „Glück auf!“, rief Markus Piduhn von der Stiftung Mercator, einer der tragenden Säulen des Projekts, den neun Schulen zu. Diese hätten die finanziellen Mittel ideal eingesetzt und der Pandemie trotzend originelle Wege beschritten. Dann hieß es „Film ab!“ und Theaterkinder sowie die Jazzletics des Reuchlin-Gymnasiums hatten einen Auftritt auf der Leinwand. Denn auch in Ingolstadts Kulturhalle P3 waren im Sommer Aufnahmen für jenen Imagefilm entstanden, mit dem im Herbst 2023 das Kulturschulen-Projekt werbewirksam in seine zweite Runde starten soll.
Immer drei Schulen hintereinander bat Kultusminister Michael Piazolo zur Zertifizierung auf die Bühne – dazwischen gab es musikalische Einlagen und eine Festrede von Prof. Dr. Eckart Liebau. „Die verborgenen Schätze zu heben, das ist schön, wenn das gelingt.“ Dieses märchenhaft anmutende Bild legte der Vorsitzende des Rates für Kulturelle Bildung als roten Faden durch sein Plädoyer für eine wahrnehmende, gestaltende und reflektierende Begegnung mit den Künsten. Die freie Teilhabe am kulturellen Leben sei ein Menschenrecht, so Liebau, doch es brauche gerade in Bildungskontexten Konzepte, um jene verborgenen Schätze zu finden und sichtbar zu machen. Kulturschulen seien solche Orte, an denen man wisse, dass es keine Sicherheiten gibt, dass man nur Gelegenheiten schaffen kann. „Mit Überraschungen darf und muss man also immer rechnen“, ergänzte Liebau, und das mache sie jedes Mal auf ein Neues so spannend – diese Auseinandersetzung von Kindern und Jugendlichen mit den Künsten, den komplexesten Formen menschlicher Gestaltung und Wahrnehmung.
Von Erfahrungen mit nicht-linearem Denken sprach auch Ministerialrätin Birgit Huber, die mit zwei Jugendlichen den Festakt moderierte. An Kulturschulen könnten Mehrdeutigkeiten ausgehalten und unterschiedlichste Potentiale geweckt werden. Kultusminister Piazolo diagnostizierte für Bayern keinen Bildungsnotstand, sondern das Gegenteil: einen Bildungsreichtum für die 1,86 Millionen Schülerinnen und Schüler. Welche Schätze die jungen Menschen an den neun Kulturschulen zusätzlich heben dürfen, erlebten die Gäste in Bildern und Worten: Vor jeder Laudatio zeigte eine Fotocollage die Vielfalt des bewusst weit gefassten Kulturbegriffs an den Schulen. Sicher nicht zufällig verwies Piazolo auf den Wert humanistischer Bildung, wich immer wieder launig vom Skript ab, um mit den Kindern und Jugendlichen direkt auf der Bühne ins Gespräch zu kommen. Bevor die Reuchlin-Delegation zusammen mit ihm Aufstellung für das Pressefoto nahm, hatte der Minister neben vielem anderen die Möglichkeit der frühen künstlerischen Profilbildung an der Ingolstädter Schule gelobt.
In der Tat kann man sich schon beim Übertritt ans Reuchlin-Gymnasium entscheiden, ob man Teil einer Chor- oder Theaterklasse werden möchte. Aber das ist nur der Anfang: Der individuelle Entwicklungsplan „Kulturschule Reuchlin-Gymnasium“, den das Ministerium für 2022/23 genehmigt hat und finanziell großzügig unterstützen wird, sieht wieder das Lernen an außerschulischen Orten, projektorientiertes Arbeiten und vielfältige Kooperationen vor – von der Grundschule Auf der Schanz bis zur Universität Bayreuth. Beim Stichwort Digitale Bildung stehen die Kompetenzbereiche Produzieren und Präsentieren im Vordergrund – und schon lange werden die Potentiale kultureller Bildung nicht mehr nur in den klassischen künstlerischen Fächern ausgeschöpft. Der Schulleitung ist außerdem eine Kultur der Wertschätzung ein Anliegen – das Reuchlin, so Bärbel Kößler-Finkenzeller, sei eine kleine Schule, an der man einander persönlich kenne und achte. „Die verborgenen Schätze zu heben, das ist schön, wenn das gelingt.“ An einer Kulturschule wie dem Reuchlin ist das der Fall.
Christian Albert
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