Damit uns die Vergangenheit nicht einholt – Erinnerung an die Novemberpogrome am 09.11.2023 am Reuchlin

Am 09.11. hat sich in der deutschen Geschichte viel ereignet. Doch in Hinblick auf die aktuelle massive Zunahme des Antisemitismus ist die Erinnerung an die Novemberpogrome vor 85 Jahren besonders wichtig. Am 9. und am 10. November 1938 wurden im ganzen Land Synagogen zerstört, Läden geplündert, Wohnungen verwüstet, jüdische Menschen aus ihren Heimatstädten gejagt, in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht - auch hier in Ingolstadt.
Darüber sprachen Schülerinnen und Schüler des Schülerakademiekurses „Erinnerungskultur international“, als sie die 9. Klassen für ca. eine Viertelstunde besuchten. Sie berichteten darüber, was in Ingolstadt der jüdischen Familie Weinberg in der Milchstraße 9 zugestoßen ist und zeigten einen kurzen Filmclip) über den Besuch der Nachkommen im letzten Jahr. Ruben Wind, der Sohn von Edith Weinberg, hatte auch vor dem Schülerakademiekurs gesprochen. Seine Mutter wurde als Kind innerhalb kürzester Zeit zum Verlassen der Stadt gezwungen. Bei der Übergabe des Gedenkschilds in der Milchstraße im Oktober des vergangenen Jahres betonte er: „Vergeben - ja, aber niemals vergessen.“
Unter der Erinnerungstafel für die ehemaligen jüdischen Schüler im Altbau-Treppenhaus des Reuchlin-Gymnasiums wurde mit weißen Rosen und einem Schild auf die Familienschicksale während der Novemberpogrome hingewiesen. Am Nachmittag nahm noch ein Teil des Schülerakademiekurses am öffentlichen Stolperstein-Rundgang durch die Innenstadt teil und trug am Gedenkschild für die jüdische Familie Sonn vor der früheren Wohnadresse (Ziegelbräustraße 2) Biografien der vertriebenen Ingolstädter vor.
Es ist unser Bildungsauftrag, eine Wiederholung des NS-Terrors aktiv zu verhindern, indem wir über die NS-Verbrechen sprechen – die auch hier in unserer Nachbarschaft stattfanden - und sie nicht als „Vogelschiss in der Geschichte“ verharmlosen.


Markus Schirmer

© Reuchlin-Gymnasium Ingolstadt

Reuchlin Gymnasium
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