Einblicke in den Tatort KZ Dachau

So etwas darf nie wieder passieren!

Da die Dachau-Exkursion der 9. Klassen letztes Jahr coronabedingt ausfallen musste, besuchten am 21. März 2022 die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen gemeinsam die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau. Nach unserer Ankunft sahen wir uns zunächst eigenständig die Dauerausstellung im ehemaligen Wirtschaftsgebäude an. So konnten wir bereits einiges darüber erfahren, welche Bevölkerungsgruppen in diesem Konzentrationslager gefangen waren und wie ihr Alltag dort aussah. Es handelte sich bei den Gefangenen größtenteils um politische Gegner der Nationalsozialisten und ausschließlich um Männer. Besonders Ausstellungsstücke wie Häftlingsuniformen und die detailreiche Erläuterung der gängigen Bestrafungsmethoden haben bei vielen von uns einen bleibenden, schockierenden Eindruck hinterlassen.

Anschließend haben sich die Klassen zu Führungen über das Gelände versammelt. Deren Leitmotiv war es, den Weg eines Häftlings von der Verhaftung bis zum Tod zu begleiten. Der wiederkehrende Gedanke während der gesamten Führung an diesen namenlosen Häftling ließ alles, was wir erzählt bekommen haben, um einiges realer erscheinen. Gleich zu Beginn haben wir über die strengen Rituale zur Inhaftierung, wie die grobe Ganzkörperrasur, das Ersetzen der Namen durch Nummerierung und weitere Schikanen gesprochen.

Die Toraufschrift „Arbeit macht frei“ war für jeden Neuankömmling gut zu lesen und deren Fehlinterpretation durch die neuen Gefangenen von den Lagerbetreibern fest eingeplant. Wer dachte, dass man nur hart genug arbeiten müsse, um bald wieder in Freiheit leben zu können, hatte sich getäuscht. Der Zweck des Dachauer Konzentrationslagers war, zunächst ab März 1933 politische Gegner der Nationalsozialismus „zu brechen“ und ab Kriegsbeginn 1939 die Ausbeutung der Arbeitskraft der Insassen durch die SS bis zum Tod.

Weiter ging es für uns in den Baracken, wo wir einiges zum alltäglichen Leben und Arbeiten der Menschen in Erfahrung bringen konnten. Dort konnten wir auch einen klaren Vergleich ziehen, zwischen der schonungslosen Sicht von damaligen Gefangenen in Form von Zeichnungen – neben den NS-Propaganda Bildern, welche genutzt wurden, um die Situation zu verharmlosen und das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung aufrecht zu erhalten. Unter diesen Bildern war auch eine Abbildung von den teils von mehreren Insassen belegten Betten. Doch trotz dieser Fotografien konnten sich wohl die wenigsten von uns beim Rundgang über das große, restliche Gelände, entlang an den Überresten der weiteren Baracken vorstellen, wie viele Männer sich dort aufhielten. Denn diese Zahlen überschreiten trotz aller Verbildlichung die Vorstellungskraft der meisten Menschen.

Leider hatten wir nicht genügend Zeit, um uns die religiösen Gedenkorte näher anzusehen, die nach Schließung des Lagers von verschiedenen Glaubensrichtungen auf dem Gelände erbaut wurden.

Als wir am hinteren Abschnitt des Geländes angelangt waren, ging es für unsere Gruppe gleich weiter zum Krematoriumsbereich und zur Baracke X – für die meisten wohl das Erschütterndste auf dem Gelände. Im Krematorium wurden die Leichen der umgebrachten Häftlinge verbrannt, dies geschah ebenfalls in Baracke X, wo sich zudem eine Gas- und eine Totenkammer befinden. Durch dieses Gebäude zu gehen, das gezielt dafür errichtet wurde, Menschen zu töten und ihre Leichen zu verbrennen, war für alle ein sehr bedrückendes Gefühl, welches weit über alles hinausgeht, was Bücher und Filme über diese grauenhaften Taten in uns auslösen.

Auf der Rückfahrt im Bus waren wir uns alle einig: Es war eine, wenn auch sehr bedrückende und deprimierende, wichtige Erfahrung für alle von uns. Denn mit keinem noch so guten Schulbuch ist es möglich, eine so prägende Erfahrung zu machen, welche dafür sorgt, das gewonnene Wissen nicht mehr zu vergessen. Denn so etwas darf nie wieder passieren.

Antonia Weigel, 9c

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