Studienfahrt „Segeln auf dem Ijsselmeer“ 2022

„Gemeinsam an einem Strang ziehen“ – das lernt man wohl nirgendwo besser als auf einem Segelboot. Getreu diesem Motto verbrachten wir – ein Teil der Q12 – gemeinsam mit Skipper Sven und seiner Matrosin Stine und unseren Lehrkräften, Frau Kößler-Finkenzeller und Herrn Schweiger unsere fünftägige Studienfahrt auf dem Klipper Ambiance auf dem niederländischen Ijsselmeer.

Ablegen konnten wir aber freilich nicht in Ingolstadt – so hoch ist der Meeresspiegel infolge des Klimawandels dann doch noch nicht gestiegen. Daher traten wir am Morgen des 18.09.2022 unsere zehnstündige Busfahrt in die Niederlande an.

Vom ersten Moment unserer Ankunft am Hafen von Enkhuizen an stand unsere Fahrt im Zeichen von Teamwork, guter Laune und Schiffsalltag: Zuerst galt es, gemeinsam alle Reisetaschen und die Lebensmittel, von denen wir am Vortag reichlich im „Selgros“ besorgt hatten, gemeinsam an Bord zu transportieren. Bei unserem darauffolgenden ersten Pizza-Abendessen mit Sven und Stine erklärte dieser uns den Bordalltag, denn schon am nächsten Morgen fuhren wir aus dem Hafen und setzten erstmals gemeinsam die Segel. In drei verschiedenen Teams, von denen jedes für jeweils Groß-, Schoner-, oder Focksegel zuständig war, und unter Anleitung von Matrosin Stine, gelang uns das Segelsetzen bereits beim ersten Mal recht gut. Segel setzen, bergen und das Anpassen dieser bei der ein oder anderen Wende gehörten fortan zu unseren täglichen Aufgaben in diesen Teams. Dazwischen gab es Knotenkunde oder Einführungen zur Geschichte der Seefahrt oder des Landes, es war aber auch Zeit fürs Kartenspielen, Lesen, Sonnen und sich im Wasser verlieren.

Alle Mahlzeiten an Bord wurden von kleinen Koch-Teams zubereitet und waren ein wichtiger Teil unseres Arbeitsalltags. Unterstützt von unseren Lehrkräften gelang es allen Teams immer etwas besonders Leckeres auf den Tisch zu bringen. Das Schöne am Segeln ist die Abwechslung zwischen aktiven Aufgaben und Zeit für Entspannung und Gemeinschaftsspiele auf Deck.

Unser tägliches Ziel war es, abhängig von der über die Tage wechselnden Windstärke nachmittags in einer neuen Stadt anzukommen und das niederländische Flair zu erleben, wobei uns Sven als ortskundiger Skipper stets gute Sightseeing-Tipps und spannende Informationen über die jeweilige Stadt geben konnte. So finden sich in dem von uns neu begonnenen Reuchlin-Logbuch nun die Namen von bildhübschen Städten wie Enkhuizen, Lemmer, Medemblik oder Hoorn, die zuvor zwar niemand von uns kannte, aber jeder sofort liebgewonnen hat und über die wir viel Neues erfahren haben. Von den Städten Hoorn (àKap Hoorn), Medemblik oder Enkhuizen brachen vor mehr als 400 Jahren viele berühmte niederländische Entdecker und Händler zu ihren Weltreisen auf. Der Reichtum und Wohlstand sind in den diesen Hafenstädten heute immer noch zu sehen und sie vermittelten uns einen Eindruck vom Goldenen Zeitalter der Niederlande.

An einem Nachmittag bekamen wir eine Führung ganz besonderer Art: So zeigte uns Skipper Sven persönlich die sehenswerten Häuser eines vollständig umgesiedelten alten niederländischen Fischerdorfes, und hätte er uns nicht gesagt, dass wir gerade ein Museum – das „Zuiderzee-Museum“ - besuchen, hätten wir es gar nicht gemerkt. Wir erfuhren hier so einiges über die Ökologie des Ijsselmeeers und deren Geschichte in Hinblick auf Polder- und Deichbau und die Veränderungen, die dies im Laufe der Jahre mit sich brachte. Das Ijsselmeer ist ja ein großes Binnengewässer, das im Zuge der Landgewinnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist.

Als wir am selben Abend vor Enkhuizen ankerten und grillten, schafften es sogar einige von uns, sich zu überwinden und in das kalte Ijsselmeer zu springen – in das wir versehentlich beim Deckputzen kurz zuvor einen Besen geworfen hatten. Das Schrubben war dringend nötig geworden, da uns in der Nacht zuvor die Vögel das Deck verschmutzt hatten -  das wir aber brauchten, um uns beim Baden, Grillen und Ankern später ordentlich zu sonnen. Den Abend feierten wir mit einem ausgiebigen Abendessen an Board, Bier und Wein, jede Menge Spielen, musizieren, philosophieren und Sterne inspizieren. Und erst zu später Nachtstunde legten wir uns in unsere kleinen Kajüten.

Letzten Endes nahmen wir wohl alle – abgesehen von vielen unvergesslichen Erinnerungen – drei Dinge von unserer besonderen Studienfahrt mit:

  1. Nachhaltiges Reisen ist gar nicht so kompliziert, wie immer alle denken.
  2. Es kann sich definitiv lohnen, sich mal auf etwas ganz Neues einzulassen und dabei Dinge zu erfahren, mit denen man erst mal nicht gerechnet hätte.
  3. Zeit einfach mal Zeit sein zu lassen und es sich zu erlauben, sich zu verlieren.

 

Luise Hepach, Amelie Michaelis und Florian Mändl

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